Sie sind cool. Sie verhindern das einem tief in die Augen geschaut wird – und sie sind bunt!
War schon in den 1980ern so und ist auch aktuell nicht anders: Verspiegelte Brillen haben das sogenannte »gewisse Etwas« und sind nicht nur bei der Jugend total angesagt. Gleiches gilt für verspiegelte Visiere bei Integral- und Jethelmen und natürlich auch für »Goggles« für MX-Helme.
Bei den verspiegelten Visieren ist in der Regel ein kleiner Aufkleber angebracht von wegen »for daylight use only«. Gilt übrigens auch für die ausschiebbaren Sonnenvisiere in Helmen. Auch wenn der Aufkleber fehlt oder vom Eigentümer entfernt wurde: Wenn man mit einem getönten oder verspiegelten Visier nachts fährt sieht man in der Regel nicht nur schlechter sondern es kann auch Probleme mit der Versicherung bei einem Unfall geben.
Das mit der Dunkelheit ist allgemein bekannt. Was aber bei verspiegelten Visieren und Brillen ein klein wenig untergeht: Verspiegelt ist nicht gleich verspiegelt. Da gibt es durchaus Unterschiede wie sich die Verspiegelung auf das auswirkt was man sehen kann. Oben links im Bild und unten dem Helm aufgesetzt: Das Modell »Sour Patch« mit »golden verspiegeltem Visier«. Oben rechts im Bild: Das Modell »Stealth« mit »silber verspiegeltem Visier«.
»Ja, aber die Brillen sind doch gar nicht verspiegelt? Man kann doch durchschauen?« – Doch, sie sind verspiegelt. Wenn dahinter aber nicht alles total dunkel ist, kann man auch durch die Verspiegelung hindurch schauen. Ansonsten würden die aus dem TV bekannten Spiegel in den Verhörräumen auch nicht funktionieren.
Der Unterschied sieht erst einmal gar nicht so groß aus. Beide Brillen sehen doch recht gleich aus? Beziehungsweise was man durch das (verspiegelte) »Glas« hindurch sehen kann? Das täuscht gewaltig.
Zunächst mal was 100% selbst zu den verspiegelten Einsätzen schreibt: Eine Lichtdurchlässigkeit von 25% (±5%) ist gegeben. 75% (±5%) müssen also draußen bleiben. Kein Problem bei Tageslicht, erst recht wenn die Sonne scheint. In einem Tunnel oder wenn man aus der Sonne in ein Waldstück hinein fährt kann es aber mit einem Schlag ziemlich dunkel werden.
Aber selbst bei einem klaren Einsatz kommen nicht 100% vom Licht an den Augen an. 100% gibt hier einen Wert von 88%–92% an.
Für andere Verspiegelungen gibt der Hersteller folgende Werte für die Lichtdurchlässigkeit an: blau: 42% (±5%), rot: 38% (±5%) und pink: 38% (±5%).
Als vorläufiges Fazit: Zwischen 20 und 30% vom einfallenden Licht werden bei gold- oder silber verspiegeltem »Glas« durchgelassen (laut dem Hersteller). Selbst bei einem klaren Einsatz bleiben 10% (±2%) auf der anderen Seite und erreichen nicht mehr das Auge.
Worauf ich in meinem heutigen Beitrag hinweisen möchte ist aber das es bei den verschiedenfarbigen Verspiegelungen einen erheblichen Unterschied gibt was für ein Licht bei den 20–30% noch das Auge beziehungsweise die Netzhaut erreicht.
Angeboten werden Visiere und Brillen in diversen Varianten. Ob blau, rot, grün, pink, gold, »iridium« (regenbogenartig) oder quasi klassisch in silber vor die Augen kommen soll, entscheidet der Käufer. Was er damit gleichzeitig entscheidet ist, was für ein Restlicht an die Augen gelangt. Ich habe nur je ein golden und ein silbern verspiegeltes Modell für den heutigen Vergleich.
Was man schon erkennen kann: Das eine lässt eher rötliches Licht passieren, das andere eher bläuliches Licht. Ich war so frei und habe die Bilder entsprechend bearbeitet damit der Effekt nicht nur deutlich zu sehen ist sondern möglichst so nachvollzogen werden kann wie ich es mit meinen Augen wahrnehmen konnte.
Rot oder orange getönte Gläser lassen entsprechend diese Strahlung passieren. Der Effekt wäre also wie bei dem silbern verspiegelten »Glas« der Brille von 100%. Der Effekt soll tagsüber besonders kontraststeigernd sein (insbesondere bei grünen Umgebungen). Es soll aber auch Licht- und Schattenwechsel ausgleichen und auch bei sehr hellen Umgebungen (beispielsweise in Schneegebieten) die Augen vor zu viel Licht schützen. Ob sich das auch so 1:1 auf ein Visier beziehungsweise eine Brille für die Verwendung auf dem Motorrad übertragen lässt?
Grün getönte Gläser werden insbesondere für den Einsatz im Straßenverkehr empfohlen. So hätten grün getönte Gläser (gemeinsam mit grau und braun getönten Gläsern) eine hohe Farbtreue und das Hirn muss am wenigsten »umdenken« (im Vergleich zu anderen getönten Farben).
Bleu getönte Gläser sind für den Einsatz im Straßenverkehr eher nicht zu empfehlen, denn sie schränken beispielsweise die Wahrnehmung der Signalfarbe orange deutlich ein. Ansonsten wirken sie auch kontraststeigernd, insbesondere in sehr hellen Umgebungen.
Was lernen wir nun daraus? Wer ein gold- oder rotverspiegeltes Visier hat, bekommt eher bläuliches Licht zu sehen (der Rest wird reflektiert, daher auch der goldene beziehungsweise rötliche Eindruck für den Betrachter des verspiegelten Visiers beziehungsweise der Brille). Also (fast) so als ob die Brille ein blaues oder rotes Glas montiert bekommen hat.
Bei anderen Formen der Verspiegelung kann ein anderer Teil der Lichtwellen passieren, entsprechend verändert sich das was beim Auge ankommt.
Daher beim Kauf von verspiegelten Visieren nicht nur überlegen wie einen die anderen sehen können sondern auch was man selbst sehen kann.
Abschließend noch der quasi obligatorische Tipp: Wer längere Touren fährt oder nicht weiß ob er vor Einbruch der Nacht heimkommt sollte entsprechend ausgerüstet sein. Ein Visier kann man hochklappen, nachts kommen aber auch die fliegenden Insekten heraus. Möchte man die im Gesicht oder gar im Auge kleben haben? Nein? Dann sollte man sich noch ein klares Visier zum Wechseln einpacken.
Für die MX-Goggle für den Alltagsgebrauch gilt dies auch. Vielleicht noch ein günstigeres, zweites Modell vom Hersteller mit klarem Glas einpacken. Oder zumindest ein klares Glas zum Wechseln. Dann kann man auch im Dunkeln heimfahren und sieht noch immer genug.
Ein verspiegeltes Visier blockiert in jedem Fall mehr Licht als ein leicht getöntes Visier. Daher ist ein gelb getöntes Visier – welches in der Regel ebenfalls nur für die Verwendung bei Tageslicht zugelassen ist – nicht mit einem verspiegelten Visier zu vergleichen welches einen rötlich-gelbliches Licht passieren lässt.
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Datum: | 12.02.2018 |
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