Eine sternenklare Nacht liegt hinter der GSF 1200, welche draußen unter einer Laterne geparkt stand. Der Blick auf das Thermometer mit der Anzeige der Außentemperatur lässt mir einen kalten Schauer den Rücken herunterrieseln: 4,1°C. Dabei scheint schon seit einiger Zeit die Sonne, aber noch nicht auf den Balkon auf welchem sich der Sensor befindet.
Auf der anderen Seite vom Haus steht die GSF noch immer unter der Laterne – und wie der Sensor befindet sie sich im Schatten. Entsprehend sehen Sitzbank und Armaturen aus. Mit einem weißen Überzug versehen wartet die Maschine auf ein paar Sonnenstrahlen, welche jedoch erst etliche Minuten später über die Häuserdächer ihren Weg zur GSF finden werden.
Trotzdem genügen auch 4,1°C um den weißen Belag langsam aber sicher verschwinden zu lassen. Am äußersten Rand auf der Sitzfläche kann man schon erkennen wie die Sitzbank wieder ihre ursprüngliche Farbe bekommt.
Das vom Verkäufer angebrachte Klebeband scheint ein kleines Problem mit der Kälte und Feuchtigkeit zu haben. Denn langsam aber sicher löst es sich von der Sitzbank ab. Der darunter befindliche Riss ist bei der GSF 1200 (und 600) der ersten Baujahre anscheinend obligatorisch. Zumindest habe ich jede Menge Sitzbänke in eben diesem Zustand schon gesehen. Auch die Sitzbank, welche ich mir zum Beziehen (lassen) günstig gekauft habe[1], hat an eben dieser Stelle einen Schaden.
Auch die Armaturen waren natürlich mit einer dekorativen Schicht überzogen – nur ein Fleck auf der Scheibe vom Drehzahlmesser nicht. Die Erklärung hierfür: Dort habe ich gestern noch mit Silikonspray auf einem Lappen einen Schmutzfleck entfernt.
Ein paar Stunden später war dann wieder alles so wie man es sich wünscht: Strahlender Sonnenschein. Nicht zu warm und auch nicht zu kalt und die Landstraßen waren auf den ersten Kilometern frei.
Bei exakt 220 km auf dem Tageskilometerzähler setzte dann ein leichtes Ruckeln und ein unruhiger Lauf ein. Schluss mit dem normalen Betrieb, nach einem Griff nach links unten war der Benzinhahn von »ON« auf »RES« umgestellt und die Suche nach einer Tankstelle konnte beginnen.
Da das ganze wenig überraschend kam und ich provoziert hatte auf Reserve fahren zu müssen, wusste ich schon wo gleich ein halbes Dutzend Tankstellen an der für heute geplanten Strecke liegen würde.
An der Jet in Urbach wurde zunächst der Tank aufgefüllt, anschließend kam die IKEA Bezahlkarte zum Einsatz.
»Wieso nimmst du auf dem Motorrad eine Bezahlkarte von IKEA mit?« kam schon mal von einem Mitfahrer als Frage. Dann erkläre ich das mal kurz auch in meinem Blog.
Es ist einfach und bequem: Die IKEA Bezahlkarte kann auch bei einer Jet-Tankstelle zum Bezahlen verwendet werden. Am 5. des nächsten Monats wird der Betrag einfach vom mit der Bezahlkarte verbundenen Girokonto abgebucht. Dafür wird nur eine Unterschrift benötigt.
Man steht also nicht mit EC-Karte am Tresen und mangels Verbindung zum Server kann der Zahlungsvorgang nicht abgeschlossen werden. Das hatte ich nur ein einziges Mal – und natürlich nicht genügend Bargeld dabei weil ich für ein paar Euro zu viel getankt hatte (beziehungsweise der Preis pro Liter einfach zu teuer war).
Der Tank ist voll, die Sonne scheint – und ich fahre prompt in den ersten großen Stau.
Ich wollte von Esslingen kommend über die B29 nach Aalen und von dort dann über Heidenheim zurück nach Ulm. Tja... Nichtsahnend das bei Schwäbisch Gmünd jäh von einem Stau überrascht werden sollte. Die Kombination von einem noch immer nicht freigegebenen Tunnel (der Einhorn-Tunnel wird am 25. November diesen Jahres freigegeben[2]) mit ungeduldigen PKW-Fahrern und einem Kreisverkehr ist alles andere als günstig.
Das kleine Thermometer am Öleinfüllstutzen kletterte langsam aber sicher über 120°C und selbst ein Abschalten des Motors, weil es teilweise für mehrere Minuten nicht mehr weiter gehen sollte, änderte daran nichts. Mal eben links vorbeifahren? War leider nicht möglich. Also habe ich mich artig in den Stau gestellt und als der Kreisverkehr endlich erreicht war, ging es sofort die B29 zurück um dann über die drei Haarnadelkurven bei Lorch in Richtung Wäschenbeuren weiterzufahren. Göppingen sollte das nächste Ziel sein.
Doch auch hier: Stau. Ich nehme gerade noch rechtzeitig eine Abzweigung, welche mich wieder in die falsche Richtung, nämlich nach Norden, führt. Plötzlich stehe ich dann vor einer Umleitung. Mitten im Wald ist eine Strecke gesperrt. Wieder fahre ich in eine andere Richtung als ich eigentlich vorhatte. Letztendlich stehte ich dann irgendwann mitten in der Pampa bei Unterberken und packe das kleine Stativ aus um ein paar Bilder zu machen.
Die Sonne steht schon ziemlich tief und ich muss die Augen zusammenkneifen. Hätte wohl besser den Helm mit Sonnenblende gewählt? Oder die Sonnenbrille mitgenommen? Beim Bild wäre die Sonnenbrille durchaus praktisch gewesen. Wenn man ständig zwischen geblendet werden und schattigen Passagen in Waldstücken wechselt, fährt man aber einfach in zu viele »blinde Flecken«.
Nach ein paar Gegenlichtexperimenten ging es dann weiter über Göppingen und Kirchheim unter Teck – um gleich wieder in Owen ein Umleitungsschild vorzufinden.
Also weiter über ein paar Dörfer und nicht einfach durch Lenningen hindurch um dann die netten Kurven bei Schopfloch nehmen zu können. Am Rande erwähnt: Es wird zunehmen dunkler und dunkler. Noch bevor ich Römerstein rechts liegen lassen kann bricht die Nacht fast schlagartig ein.
Die B28 in Richtung Blaubeuren erreiche ich im letzten Schein vom Tageslicht, dann herrscht absolute Dunkelheit in Kombination mit Bodennebel, welcher mich das eine oder andere Mal mit stark auf etwa 30 km/h gedrosselter Geschwindigkeit in eine völlig undurchsichtige, weiße Wand fahren lässt. So hatte ich mir den Abschluss aber nicht vorgestellt.
Bis ich die etwa 15 Kilometer über Feldstetten und Laichingen bis zur Autobahnauffahrt auf die A8 bei Merklingen zurückgelegt habe, sind über 20 Minuten vergangen. Schneller ging es nicht und das auf der Außenseite dauerbeschlagene Visier habe ich schon längst permanent hochgeklappt.
Die feuchte Kälte schlägt mir dank Fahrtwind unbarmherzig ins Gesicht, kriecht mir durch die Handschuhe hindurch in die Finger und auch Oberschenkel und Knie fühlen sich alles andere als angenehm an.
Ich hätte doch die dicke Kombi mit Innenfutter wählen sollen. Hinterher ist man immer klüger. Das erste Mal seit vielen, vielen Monaten stelle ich mir die Frage, ob eine Griffheizung für ca. 60 Euro nicht vielleicht bei der GSF zum Einsatz kommen könnte. Mit der 125er bin ich vor einigen Jahren öfters bei ähnlichem Wetter durch die Nacht gefahren, aber da ich die nicht so lange halten wollte, war der Umbau von mir immer wieder verschoben worden. Irgendwann war die 125er dann tatsächlich verkauft.
Es ist gerade mal 18 Uhr, ich fühle mich als wäre ich im tiefsten Winter mit Sommerklamotten einige Stunden draußen herumgesessen und erfreue mich tatsächlich nach dem Tanken nördlich Ulm über die Wärme, welche mir beim Betreten vom Kassenraum der Tankstelle entgegenschlägt. Neben mir steht übrigens der Fahrer eines SUV – in kurzer Hose und Poloshirt.
Das Bild rechts stammt zwar von gestern Abend, könnte aber genauso von heute sein. Binnen weniger Minuten ist es zwischen 17:30 und 18:00 Uhr finstere Nacht.
Dank der Zeitumstellung ist es jetzt früher dunkel und wenn ich ehrlich bin hat es mich nicht nur gestern Abend, sondern auch heute noch einmal überrascht – und im wahrsten Sinne des Wortes eiskalt erwischt.
Die nächsten kleinen Touren und Fahrten für irgendwelche Erledigungen werde ich dann wohl entsprechend planen müssen. Jetzt sind mir wenigstens beim Bearbeiten der Bilder und dem Schreiben des heutigen Blog-Beitrags die Finger wieder warm geworden.
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Datum: | 31.10.2013 |
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