Heute wird es im Beitrag tierisch. Neben Sinalco, viel Sonnenschein, ungemütlicher Rast auf einem Kanapee und gesunkenen Spritpreisen geht es um Boxer, Katzen und einen Tiger.
Ausnahmsweise scheint es heute mal (noch) nicht so heiß zu werden wie in den vergangenen Tagen – und es soll auch kein Gewitter geben. Ideale Voraussetzungen für meine alljährliche Passknackerrunde um Wüstenrot herum. Dieses Jahr mit einem kleinen Abstecher nördlich von Öhringen, später dazu mehr.
Der frühe Vogel fängt den Wurm. In meinem Fall war der Plan als früher Vogel möglichst schon die ersten ein-, zweihundert Kilometer abgespult zu haben bevor die Sonne – wie in den vergangenen Tagen – unerbittlich »sticht«.
Kommen wir also zum ersten Tier. Ich transportiere neuerdings mit dem Textil-Leder-Mix und der Motorradjeans[1] auch weiße Haare. Diese sind mir jedoch nicht aus dem Bart gefallen oder stammen vom Haupthaar, dafür sind sie – in beiden Fällen – zu kurz.
Auch nach rund 50 km auf der Autobahn hängen die Haare noch immer im Bezug vom AirHawk[2]. Der Grund für den Haartransport ist der Stubentiger, welcher es sich regelmäßig auf meinen Motorradklamotten bequem macht. Vom Leder lassen sich die Haare noch mit der Kleiderbürste oder dem Staubsauger entfernen, vom Textil oder dem Jeansstoff sind sie nur schwer zu trennen.
So fahre ich dann eben Katzenhaare in der Republik spazieren – teilweise bringe ich sie dann auch wieder mit heim.
Passknackernachweise am Morgen. Auf 11 Uhr habe ich meinen Termin ein paar Kilometer nördlich von Öhringen terminiert. Also früh rauf auf die Sitzbank und entsprechend früh die ersten Passknackernachweise erbringen. Bei Bartholomä scheint die Morgensonne schön auf das große Schild mit den Wanderwegen.
Der Nachteil der relativ tiefstehenden Sonne: Man wird auch wunderbar davon geblendet wenn man in Richtung Osten fährt oder – wie auf dem Bild zu sehen – in Richtung Osten schaut.
Noch sind die Temperaturen ganz angenehm, die Belüftungsöffnungen an der Jacke bleiben noch geschlossen. Im Laufe des >Tages sollte sich das ändern.
10 Minuten später sind die ersten beiden Nachweise erbracht. Anschließend haben die ersten Umleitungen mich auch schon wieder über neue, bislang von mir unbefahrene Pfade geschickt. Kurz vor Backnang erfolgen dann weitere Ankündigungen von Straßensperren. Zum Glück muss ich nicht direkt nach Backnang sondern biege nach rechts ab. Wieder die schöne Strecke durch den Wald, diesmal ohne Massen von herabfallendem Blütenstaub wie es 2018 der Fall war.
Die schmale, schattige Straße führt mich zum Nachweispunkt »Karnsberg«. Ankunftszeit 8:59 Uhr, ich liege gut in der Zeit – trotz den Umleitungen dank Straßensperrungen.
Knapp 9 Uhr, die Temperaturen schon merklich über 20°C. Was sich in der vergangenen Nacht an Straßenbelag und Hauswänden nicht hat abkühlen können, trägt seinen Teil zur zügigen Erwärmung der Umgebung bei.
Unterwegs bin ich an einigen Tankstellen vorbeigekommen. Die meisten lagen bei knapp über 1,20 Euro pro Liter E10. Wenn man die alle links beziehungsweise rechts liegen lässt, darf man sich später nicht beschweren. In Murrhart stehe ich dann mit knapp 300 gefahrenen Kilometern seit dem letzten Tankstopp und muss tanken. Für 1,279 Euro pro Liter. Na prima.
Da hilft kein Jammern, immerhin wird es ein Cent pro Liter günstiger. Der Rabatt für ADAC-Mitglieder senkt die Kosten ein klein wenig.
Die Dame an der Kasse ist freundlich, man wird als Motorradfahrer mit hochgeklapptem Kinnteil und nicht heruntergezogenem Multifunktionstuch im Kassenraum begrüßt. Wie die Zeiten sich doch ändern – es kleben noch immer die Zeichen von wegen »Helm absetzen« an den Zapfsäulen und den Eingangstüren der Tankstellen. Vermutlich dürfte ich sogar mit aufgesetztem MX-Helm bei der aktuellen Corona-Verordnung mit Maskenpflicht eintreten?
Weniger entspannt ist der Fahrer eines Minivans. Dieser steht noch immer hinter meiner BMW als ich aus dem Kassenraum heraustrete. Anscheinend will er unbedingt dort Tanken wo ich getankt habe? Die anderen beiden Zapfsäulen sind frei. Offensichtlich dauert es ihm nun doch zu lange. Er wendet, dreht um und fährt rückwärts an eine der anderen beiden Säulen. Dort stellt er fest, dass der Tankdeckel auf der anderen Seite vom Fahrzeug ist.
Also dreht er wieder um und fährt nun mit dem Tankdeckel an der richtigen Seite zur Tanksäule. Wieso er das nicht gleich gemacht hat sondern hinter der BMW gewartet hat? Wird wohl sein Geheimnis bleiben. Vielleicht fährt er nicht so oft mit dem Minivan?
Tankquittung verstaut, noch ein Schluck auf der Mineralwasserflasche, dann geht es auch schon weiter.
Wie schon im April vor zwei Jahren bin ich wieder auf der »Idyllischen Straße«[3] unterwegs.
Noch flugs drei Nachweise erbracht (»Rote Steige (Michelfeld)«, »Einkorn« und last but not least »Waldenburg«), anschließend weiter zur Katzenbesichtigung.
Um 11 Uhr wollte ich zur Katzenbesichtigung da sein. Dank Umleitungen und einer Begabung landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge auf der Straße anzutreffen wurde daraus leider nichts.
Drei Minuten vor dem eigentlichen Termin stand ich am Ortsschild von Öhringen – war aber noch nicht am Ziel angekommen.
Schnell eine SMS verschickt »komme später«. Immerhin führte mich das Navi dann direkt zum richtigen Haus. Es folgte eine ausgiebige Unterhaltung über die Vorgeschichte der Tiger, ein kurzes Gespräch über den möglichen Preis und anschließend eine Probefahrt.
Ob ich irgendetwas beachten sollte? Ja, sie »führt sich wie ein Fahrrad, lenkt fast wie von alleine ein«. Stimmt. Im Vergleich zu meiner BMW R 1150 GS – mit identischen Dimensionen bei der Bereifung – will die schwarze Katze im Kreisverkehr gleich noch eine Runde drehen, so freudig lenkt sie in die endlose Linkskurve ein.
Dem Hinweis zum Trotz war es für die Dauer von einem Winpernschlag ein kurzer Schreck. Ansonsten als Sammlung der ersten Fahreindrücke: Wo ist der siebte Gang? Die Schaltung läuft butterweich! Ah, Mist, hier ist nicht die Blinkerrückstellung!
Ein Gefühl von »haben wollen« hat sich eingestellt. Zum Glück war die Preisverhandlung schon abgeschlossen. Mit Zubehör gerechnet lag der Neuwert über 10'000 Euro, der neun Jahre alte Tiger wechselt den Eigentümer für knapp unter 6'000 Euro. Ist das zu viel für eine neu Jahre alte Maschine mit rund 33'000 km auf der Uhr? Der Markt sagt »nein«, die Foren sagen »vielleicht« und die Mondpreise einiger anderer Anzeigen sagen »du hast ein Schnäppchen gemacht«.
Mit dabei sind noch schicke Alukoffer (schmal), die Pneu sind neu, ein Kettenkit wird dazugelegt. Außerdem noch eine große Scheibe (falls die kleine mir doch nicht ausreichen sollte), ein Alu-Motorschutz und ein wenig technische Literatur.
Abgesehen davon die vollständige Rechnungssammlung aller Kundendienste und sonstiger Arbeiten und ein Jahr bis zum nächsten HU-Termin.
Der Vertrag ist unterschrieben, das Geld geht per Überweisung an den Käufer und ich darf den Tiger im Laufe der nächsten Woche mit dem Kennzeichen des aktuellen Eigentümers überführen.
Statt »Boxer« hätte ich als tierischen Bezug auch eine »Kuh« benennen können, aber irgendwie erschien mir bei den beiden Katzen heute ein Hund passender.
Was mache ich jetzt mit der BMW R 1150 GS? Erst einmal behalten. Die Preise sind wegen Corona – zumindest meiner Meinung nach – völlig durcheinander. Wenn halb Europa Reisewarnungen hatte und mgölicherweise wieder bekommt, kauft sich vermutlich niemand eine 20 Jahre alte Reiseenduro zum sonst üblichen Preis.
Also habe ich wieder zwei Maschinen. Vorläufig jedenfalls. Für die BMW habe ich größere Koffer, das Urlaubsbudget, welches ich eigentlich in Mai/Juni für eine ausgedehnte Tour verwenden wollte, ist nun in den Kauf der Tiger geflossen.
Glückshormone über den Tigerkauf begleiten mich auf dem Weg in Richtung Süden. Heimwärts – den Wolken entgegen. Langsam aber sicher weicht das Blau den angekündigten Wolken. Allerdings soll das mögliche Regenband ziemlich schnell durchziehen.
Der Aufenthalt beim Tigerverkäufer ging länger als gedacht. Knapp zwei Stunden lang war ich vor Ort, Probefahrt inklusive.
Auf dem Weg zum Nachweispunkt »Stocksberg« stellte sich erneut eine Straßensperre in den Weg. Also einmal um den Hügel herum fahren statt den direkte Weg zu wählen. Mich begleiten Radfahrer mit und ohne Elektrounterstützung, bergab schneller, bergauf langsamer.
Was ich bis zum Nachweispunkt überholt hatte, überholte ich auf der Weiterfahrt nach dem Nachweisfoto erneut.
Subjektiv waren heute mehr Rad- als Motorradfahrer unterwegs. Der Eindruck kann aber auch täuschen. Vielleicht haben sich die Motorradfahrer vor den herannahenden Wolken mit den angekündigten kurzen Schauern einfach nur schneller und besser verstecken können?
Die Tradition lebt fort – nur ohne Zafira[:4]. Damals stand die BMW mit geplatzter Bremsleitung an der gleichen Stelle wie auf dem Nachweisbild.
Damals saß ich dann unfreiwillig etliche Stunden auf der Holzbank der Wirtschaft am Platz, diesmal nur für die Länge von zwei Getränken.
Corona hinterlässt auch hier seine Spuren. Der Aussichtsturm vom Schwäbischen Albverein ist geschlossen, es gibt keinen Schlüssel dafür beim Wirt.
Die Maßnahmen zum Schutz gegen Corona sind ebenfalls an der Türe zu finden.
Für mich gibt's dann nach dem bestellten »Spezi« noch ein Sinalco á la card. »Die Sinalco schmeckt, ...« – gibt es den Werbeslogan zur Melodie vom Flohwalzer eigentlich noch? Vermutlich nicht. Der letzte Spot an den ich mich erinnern kann war auf englisch.
Sinalco, das war für mich das Synonym für Orangenlimonade. Ich wollte kein Fanta oder Bluna, ich wollte Sinalco. Außerdem war das Logo viel, viel schöner als das von Fanta – fand ich jedenfalls. Das müsste dann wohl in den späten 1970ern bis in die frühen 1980ern gewesen sein.
Wenn mich eine Bedienung fragt ob ich Fanta will wenn ich Sinalco bestelle und Sinalco auf der Karte steht... Nun ja, lassen wir das. Sonst stellt sich noch die Frage ob wir (im Südwesten) nicht alle ein wenig Bluna sind.
Falls jemand auch mal in Jux einkehren möchte oder zumindest draußen auf den massiven Holzbänken eine Sinalco schlürfen mag: Hier sind die aktuellen Öffnungszeiten.
Über »Fuchsbühl« geht es zum »Kanapee«. Nicht sonderlich bequem, dafür gegenüber Wind und Wetter sehr beständig.
Petrus blieb gnädig. Die Wolken verzogen sich Kilometer um Kilometer auf der Heimfahrt und auf der Ostalb angekommen dominierte wieder das Blau am Himmelszelt.
Neunzehn schweißtreibende Nachweise kamen heute zusammen. Morgens um 9 Uhr zeigte ein Thermometer am Straßenrand schon 26°C an.
Ein paar Nachweise um Esslingen herum hatte ich noch im Roadbook stehen. Die habe ich mir vorerst mal für kühlere Tage aufgehoben.
Noch einmal Tanken und dann die letzten Kilometer nach Hause rollen. Zu Dusche oder besser noch zur Badewanne.
Vermummungsgebot! Also zumindest bei Jet an der Tankstelle. Nicht erst beim Betreten vom Kassenraum sondern schon davor.
Also wenn irgendwann mal wieder die Maskenpflicht fällt, wie wird dann die Motorradfahrerregelung aussehen? Helm ab? Helm auf? Maske beziehungsweise Multifunktionstuch erlaubt oder verboten? Warten wir's entspannt ab.
Zum Abend hin werden auch die Preise wieder günstiger. 1,189 Euro statt der 1,269 Euro (ADAC-Mitgliederrabatt bereits abgezogen) am Vormittag.
Die 300 km waren zwar noch nicht wieder voll, aber ich wollte nicht erst kurz vor knapp daheim tanken. 30 Kilometer bis nach Hause waren nämlich noch offen.
Ob ich dieses Jahr die 100'000 km mit der BMW noch schaffen werde? Es wird immer unwahrscheinlicher. Mit dem Kauf der Triumph Tiger sowieso, denn mir der möchte ich natürlich auch fahren.
Jetzt fehlen noch 3'749 km. Also eigentlich einmal Odenwald und Spessart, eine Schwarzwaldrunde und die übliche Prise Salzburgerland und Tirol. Dann wären die 100'000 km voll. Beziehungsweise sie wären schon voll – wenn ich denn hätte so fahren dürfen wie ich fahren wollte.
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Datum: | 01.08.2020 |
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